Die Riesen-Lobelien am Ruwenzori

Die Riesen-Lobelien, „Schopfbäume“ in den Hochgebirgsregionen Afrikas, gehören zur Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae).

Zur Ausbildung keimfähiger Samen sind die Riesenlobelien von der Befruchtung durch Nektarvögel abhängig. Die hohe Lage ihres Vorkommens (bis über 4000 m), der häufige Regen und der Wind sind für eine Bestäubung durch Insekten ungeeignet.

Lobelien bilden über mehrere Jahre einen unverzweigten Stamm oder wachsen als Bodenrosette (Lobelia bequaertii), bis sie ihren einzigen, zylindrischen Blütenstand, sich hoch über die umliegende Vegetation erhebend, entwickeln und danach absterben. Diese Blühphase erstreckt sich über ungefähr zwei Jahre, in der ständig neue Blüten heranreifen.
Die fünf Kronblätter sind verwachsen und zygomorph angeordnet, wobei das untere, große Kronblatt als Leitmal für ihre Bestäuber dient. Die Blüten zeigen eine zeitliche Getrenntgeschlechtlichkeit, in der zuerst die männlichen Organe heranreifen (Proterandrie). Die Antheren und Filamente sind zu einer Röhre vereinigt, die in einer Bürste endet und beim Blütenbesuch den Pollen auf den Kopf der Vögel abgibt.

Nach ca. 28 Tagen, wenn die Staubgefäße eingetrocknet sind, entfaltet sich der Stempel und legt die Narbe frei. Diese weibliche Phase erstreckt sich über ca. 29 Tage. Danach schwillt der Blütenboden an und die Samen entwickeln sich.

Die Lobelien bieten den Vögeln einen sehr zuckerreichen Nektar an, wobei die männlichen Blüten fast doppelt so viel wie die weiblichen produzieren. Das untere, große Kronenblatt markiert für die Vögel die nektarreichsten Blüten und trocknet während der weiblichen Phase ein. Die Überlebensstrategie der Lobelien ist daher auf eine möglichst hohe Abgabe von Pollen ausgerichtet. Weibliche Blüten brauchen hingegen nur wenige Blütenbesuche um befruchtet zu werden.

Quellen:

Evans, Matthew R. (1996) Nectar and flower production of Lobelia telekii inflorescenses, and their influence on territorial behavior of the scarlet-tufted malachite sunbird (Nectarina johnstoni). Biological Journal of the Linnean Society 57: 89-105.
Young, Truman P. (1982) Bird visitation, seed set, and germination rates in two species of Lobelia on Mount Kenya. Ecology 68: 1983–1986.

Folgende vier Arten findet man am Ruwenzori:
Lobelia bequaertii De Wild.

Synonym: Lobelia deckenii subsp. bequaertii De Wild

Eine eindrucksvolle Art von bis zu 5 m Höhe, wächst in den Sümpfen zwischen 3000 – 3500 m Seehöhe. Ausgedehnte Bestände findet man in den Upper – und Lower Bigo Bogs und im Kabamba Bog. Ihre blauen Blüten liegen tief, vor Regen geschützt, in zungenförmigen Tragblättern.

Lobelia wollastonii Baker f.

Diese Art bevorzugt trockenere Standorte zwischen Riesensenezien bis zu 4300 m Seehöhe. Der Blütenstand wird durch eine starke Behaarung vor den Temperaturen und dem Regen geschützt und kann eine Höhe bis zu 7 m erreichen. Man kann sie mit ihren Nektarvögeln oberhalb der Bujuku Hut und am Kitandara Lake beobachten.

Lobelia stuhlmannii Schweinf. ex Stuhlmann

Synonym: Lobelia lanuriensis De Wild

Eine hohe Art mit purpurnen Blüten, die in den Erica Wäldern zwischen 3300 – 3600 m beheimatet ist. Man findet sie um die John Matte Hut und Guy Yeoman Hut.

Lobelia giberroa Hemsl.

Die Waldlobelie zwischen 2400 – 3000 m Seehöhe setzt sich mit einer Gesamthöhe von nicht selten 8 m gegen den Unterwuchs durch. Gelbgrüne Blüten. Zu sehen auf dem Weg von der Nyabitaba Hut zur Kurt Schäffer Bridge.